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Paradoxie

Mehrdeutige Aussagen

Es geht um etwas, das jeder Vernunft entgegen läuft (altgriechisch: para = gegen - dóxa = Meinung, Erwartung, Plan, Ehre). Mitunter sieht man darin das Ergebnis einer Gottesverachtung. Die Nähe zum Teuflischen komme zum Ausdruck. In der Literatur findet man die personifizierte Fausttradition - beispielsweise in der Gestalt des Lord Henry Wotton im Bildnis des Dorian Gray (Wilde). Er bedient sich der Paradoxien, um den naiven Jugendlichen zu manipulieren. Dies endet in dessen Verwirrung und Unglück. Sie können also dem Gegenteil der Hellsicht dienen.
Andererseits wird mitunter durch Widersprüchlichkeit eine tiefere Wahrheit erkennbar. So dient eine derartige Aussage oder Situation der Veranschaulichung. Ein Beispiel der Bibel ist der brennende Dornbusch, der sich nicht verzehrt (2. Mose 3, 2).
"Die Selbstkritik hat viel für sich.
Gesetzt den Fall, ich tadle mich,
So hab' ich erstens den Gewinn,
Daß ich so hübsch bescheiden bin;
Zum zweiten denken sich die Leut,
Der Mann ist lauter Redlichkeit;
Auch schnapp' ich drittens diesen Bissen
Vorweg den andern Kritiküssen;
Und viertens hoff' ich außerdem
Auf Widerspruch, der mir genehm.
So kommt es denn zuletzt heraus,
Daß ich ein ganz famoses Haus."
Wilhelm Busch zeigt mit seinem Gedicht wie Bescheidenheit letztlich einen Menschen in ein günstges Licht rücken kann.
Als andere Formen zur plastischen Darstellung der Realität gelten Poesie und verneinende Formulierungen.
„Das Paradoxon ist das Schillern des faulig gewordenen Geistes, die größte Liederlichkeit von allen“ (Mann, Th.: Zauberberg – eine mitunter vorgetragene skeptische Ansicht).
Die Offenbarkeit und zugleich Verborgenheit Gottes hat Nikolaus von Cues beschäftigt. Der Annäherung dient das Konzept der „docta ignorantia“ (gelehrte Unwissenheit - ein Oxymoron - hierzu unten).
Das Wissen von Gott fällt mit dem Nichtwissen zusammen (paradoxe Dialektik). Eine Überwindung der Gegensätze strebt er durch Zuordnung auf ein Ganzes an.
Die biblische Überlieferung und vor allem die Person Jesu stellen für Nikolaus den „Königsweg“ dar.
Zur Artikulierung von Glaubenserlebnissen (Einheitserfahrungen) gilt das Paradoxon als unentbehrlich. Meist verzichtet man auf Aussagen. So auch Hape Kerkeling in seinem Bestseller über den Jakobsweg (Ich bin dann mal weg). Unsagbarkeit, fehlende Worte oder Zeichen sind hier kennzeichnend.
„Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott, ...
sie wissen alles, was wird und war;
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.“
(Rilke, November 1897)
Das Wesentliche eines mystischen Weges - insbesondere des Gebetes besteht in der Vereinigung des Geistes mit dem Herzen. Und dieses Geschehen wird nach allgemeiner Überzeugung allein durch die Gnade Gottes vollendet. Es ereignet sich zu der Zeit, die Gott bestimmt.
Erkennbar für andere ist mitunter eine deutliche Neuorientierung im Denken und Handeln.
Geradezu kennzeichnend für Gipfelerfahrungen aller Epochen, Regionen und Rahmenbedingungen erweist sich die Unangemessenheit sprachlichen Ausdrucksvermögens. Entsprechende Bedeutung kommt dann widersprüchlichen Wortverbindungen zu.
Eine Kommunikation darüber scheitert. Ein Vater oder eine Mutter können ihren Kindern nichts Einschlägiges vermitteln. Selbst der Versuch, in einem Tagebuch etwas festzuhalten misslingt. Insofern stellt die erwähnte Darstellung Tolstois einen Glücksfall dar.
(FN 4 - unterer Teil)
Ein durchaus sprachgewaltiges Genie wie Pascal findet nur noch Wortfetzen für sein Mémorial.
Siehe: http://members.chello.at/nikolaus.werle/Pascal.htm
Oft erreichen derartige Äußerungen einen Leser nicht. Statt einer Erleuchtung entsteht Verständnislosigkeit. Mitunter sogar Spott und Feindseligkeit.
Wie findet man den Leuchter (candil = Name der URL)?


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